BAYER IM FOKUS: Hoffen auf ein Ende der Durststrecke
LEVERKUSEN (dpa-AFX) - In Leverkusen hoffen sie, die Probleme der letzten Jahre endlich hinter sich zu lassen. Bayer will den teuren Glyphosat-Rechtsstreit in den USA abhaken. Auch die Belastungen durch die Corona-Pandemie könnten im Verlauf des neuen Jahres weniger werden. Derweil verbesserten sich die Perspektiven für die Agrarsparte deutlich und Investitionen in das Geschäft mit Gen- und Zelltherapien sollen helfen, den Pharmabereich auf Kurs zu halten. Die Aktien erholten sich zuletzt zumindest ein Stück weit. Was bei Bayer los ist, was die Analysten sagen und was die Aktie macht.
DAS IST LOS BEI BAYER:
Anfang Februar war es soweit: Bayer einigte sich bei einem entscheidenden Teil seines milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs - dem Umgang mit künftigen US-Klagen - rund um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup. Allerdings muss der zuständige Richter Vince Chhabria noch zustimmen. Bestandteil der Einigung ist etwa ein Fonds, aus dem in Frage kommende künftige Kläger zunächst in den kommenden vier Jahren Kompensationszahlungen erhalten sollen. Außerdem soll ein wissenschaftliches Beratungsgremium eingerichtet werden, dessen Erkenntnisse zwar nicht rechtlich bindend wären, in künftige Gerichtsverfahren mit Klägern dieser Gruppe aber als Beweismittel einfließen könnten.
Sollte der Richter, bei dem zahlreiche US-Verfahren gebündelt sind, den neuen Vorschlägen zustimmen, könnte Bayer wahrscheinlich endlich den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme an Bord gegangen waren. Eine teure Angelegenheit: Das Vergleichspaket würde die Leverkusener bis zu rund 11,6 Milliarden Dollar (fast 10 Mrd Euro) kosten, inklusive der bis zu 9,6 Milliarden Dollar für bestehende Klagen.
Da der Konzern das Geld im vergangenen Jahr zurücklegte und wegen damals schwieriger Agrargeschäfte in der Sparte eine hohe Abschreibung verbuchte, ist 2020 ein Milliardenverlust angefallen. Wie hoch genau, wird Konzernchef Werner Baumann an diesem Donnerstag, den 25. Februar, bekannt geben.
Mittlerweile haben sich die Perspektiven für das Agrargeschäft verbessert. Hohe Preise für Feldfrüchte steigern die Anreize für Landwirte, mehr Soja, Mais und Baumwolle anzubauen und dabei auch zu teureren Saatgutsorten zu greifen sowie mehr Geld für Pflanzenschutz auszugeben.
2020 sah das über weite Strecken noch anders aus. Konkurrenzdruck, die Folgen der Corona-Krise und schwierige Bedingungen in Mittel- und Südamerika auch wegen der Abwertung vieler Währungen schlugen mit voller Wucht zu. Zudem reisten die Menschen weltweit weniger, der Kraftstoffverbrauch sank und damit auch die Nachfrage nach Bioethanol. Landwirte bauten daher erst einmal weniger Mais an, aus dem auch der Biokraftstoff gewonnen wird.
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Um sich zu wappnen, verschärfte der Konzern im Herbst seine Sparanstrengungen. Zusätzlich zum aktuellen Programm, das die jährlichen Kosten ab 2022 um 2,6 Milliarden Euro drücken soll, sollen ab 2024 mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr wegfallen.
Neben Gegenwind in der Agrarsparte machte die Corona-Pandemie Bayer im vergangenen Jahr auch im Pharmageschäft zu schaffen. Nicht dringend notwendige Behandlungen wurden verschoben, die Menschen scheuten den Gang ins Krankenhaus. Das nagt unter anderem an den Umsätzen mit Eylea, einem eigentlich stark gefragten Augenmedikament. In China hinterließ zudem das nationale Programm zum Großeinkauf von Medikamenten weitere Spuren. Damit drückt die chinesische Regierung die Preise massiv, dadurch steigende Verkaufszahlen gleichen das nicht zwangsläufig aus. Das für den Konzern wichtigste Medikament, der Gerinnungshemmer Xarelto, dürfte im vergangenen Jahr derweil weiter zugelegt haben.
Derweil richtet sich hier der Blick nach vorn. In den kommenden Jahren werden in verschiedenen Ländern nach und nach Patente für Xarelto und Eylea auslaufen. Dann können Konkurrenten Nachahmermedikamente verkaufen. Um diese Mindereinnahmen zu kompensieren steckte Bayer zuletzt einiges Geld in das Geschäft mit Gen - und Zelltherapien, einem immer wichtigeren Feld der Pharmaforschung.